Tot wirkt es hier. Karge Felslandschaft in 3.000 Metern Höhe Boliviens. Lunos hat die Hochebene des Altiplano erklungen. Hier wachsen kaum Pflanzen.
Da kommt eine alte Hirtin mit ihren Lamas angezogen. Lunos beobachtet die Gruppe er geht auf die Frau zu. Sie kämpft sich mühsam durch das unwegsame Gelände ... die Tiere haben es leichter. Sie sind keine hochgezüchteten Nutztiere, sie haben sich im Laufe der Jahre an die raue Landschaft angepasst.
Lunos hat Durst. Die alte Frau bemerkt, dass er nach etwas sucht. "Hier gibt es kein Wasser. Hallo, soll ich dir eine Falsche von Majas Rücken reichen?" "Danke das ist sehr aufmerksam", entgegnete ihr Lunos. Wenn man hier alleine unterwegs ist, sind die Tiere nützlich: Sie tragen auch Lasten.
"Ich heiße Rosalia und meine Tiere sind immer in meiner Nähe." Sie spricht zu Maja in einer geheimen Sprache. "Sie verstehen nur mich und sie kennen mich schon ihr ganzes Leben. Alle meine Tiere habe ich so gezähmt." Das ist etwas besonderes. Die Tiere scheinen ihr heilig zu sein.
Lunos weiß von seiner Mutter, dass schon die Inkas das Lama als heiliges Tier verehrten.
Wohin geht die Reise, dachte sich Lunos. Hier wächst doch kaum ein Gras...
"Ich bin auf der Durchreise nach Potosí. Gehen wir den Weg gemeinsam?, fragt Rosalia. "Gerne und vielen Dank für das Wasser!" Das ist hier rar. In der Tat. Die höchstgelegene Großstadt der Welt bring heute noch Probleme mit sich. "Mein Mann arbeitet in einer der Kupferminen und freut sich sicher über Besuch. Leider habe wir nur wenig Geld." Lunos kramt in seiner Mondbeuteltasche. "Hier echtes Mondsilber, damit es euch und den Tieren in Zukunft besser geht."
Die alte Dame lächelte und nahm Lunos zum Abendbrot mit in ihre Hütte.
Lunos - der kleine blaue Mondclown
Kurzgeschichten von Sebastian Pokojski
Samstag, 11. Mai 2013
Begegnung mit Goethe
Lunos öffnete die Augen, er war angekommen, im 18. Jahrhundert.
Es ist früh am Morgen. Noch steht der Nebel der Nacht in den Straßen. Pferdekutschen fahren über den Markt, Händler preisen ihre Ware an. Tücher werden von eifrigen Frauen gewebt. Neben dem Rathaus steht ein Prediger und der ganze Dreck: Matsch, verfaultes Gemüse, überall riecht es nach übel Stinkendem.
Doch inmitten dieses chaotischen Durcheinanders sieht Lunos Licht am Fester gegenüber der Post. Er fragt sich, wer wohl die Nacht dort verbracht hat. Von der Kerze ist nur noch ein Stumpf zu sehen. Er überschreitet mit seinen winzigen Füßen die Schwelle der Haustür. Es riecht hier angenehmer. Der Kamin hat wohl die ganze Nacht gebrannt. Ein Hauch von Lavendel macht sich breit.
Eben noch im Hauseingang sieht Lunos jetzt ein Zimmer voller Bücher. Ein junger Mann sitzt schreibend an einem kleinen Holztisch und taucht gerade die Feder ins Tintenfass.
Lunos schaut ihm neugierig über die Schulter und liest: Wo wir uns der Sonne freuen, sind wir jede Sorge los. ...ungewöhnlich, zu dieser frühen Stunde noch die Feder in der Hand?
"Bist du noch wach?" "Bitte?" Der junge Mann reagiert überrascht auf seine Frage. Er hatte ihn kaum wahrgenommen. "Aber sicher, die Nacht ist schnell vergangen, und ich muss gleich wieder zum Gerichtshof, um unwichtigen Menschen Unnötiges mitzuteilen.
So empfinde ich das. Ich bin halt anders, und das hier ist nicht meine Welt. Mir bleibt nur die Nacht für meine Gedanken, die ich tagsüber versuche, in Greifbares, Erträumtes, Gigantisches umzusetzen."
Lunos merkt, ein Dichter, kein Richter, aber Denker sitzt hier vor ihm. "Wen suchst du denn?" "Niemanden", antwortet Lunos. " Die Kirchturmuhr schlägt sechs. Charlotte kommt zur Tür herein, wie sich gleich rausstellt. "Guten Morgen, ich habe frisches Brot und saftigem geräucherten Schinken vom Markt mitgebracht", sagt sie. "Oh, wie ich sehe, hast du Besuch. Soll ich für den Gast gleich mitdecken?" "Das wäre nett, Charlotte. Ich denke, er wird die Einladung annehmen."
Das war auch so. Lunos genoss das Frühstück mit dem jungem Goethe. Der sah ihn an und dachte an einen Lebenskünstler namens Werther und er träumte ihn sich herbei. Es gingen ihm Gedanken von Romantik und Tod durch den Kopf. Und die Romantik war gegeben.
Es ist früh am Morgen. Noch steht der Nebel der Nacht in den Straßen. Pferdekutschen fahren über den Markt, Händler preisen ihre Ware an. Tücher werden von eifrigen Frauen gewebt. Neben dem Rathaus steht ein Prediger und der ganze Dreck: Matsch, verfaultes Gemüse, überall riecht es nach übel Stinkendem.
Doch inmitten dieses chaotischen Durcheinanders sieht Lunos Licht am Fester gegenüber der Post. Er fragt sich, wer wohl die Nacht dort verbracht hat. Von der Kerze ist nur noch ein Stumpf zu sehen. Er überschreitet mit seinen winzigen Füßen die Schwelle der Haustür. Es riecht hier angenehmer. Der Kamin hat wohl die ganze Nacht gebrannt. Ein Hauch von Lavendel macht sich breit.
Eben noch im Hauseingang sieht Lunos jetzt ein Zimmer voller Bücher. Ein junger Mann sitzt schreibend an einem kleinen Holztisch und taucht gerade die Feder ins Tintenfass.
Lunos schaut ihm neugierig über die Schulter und liest: Wo wir uns der Sonne freuen, sind wir jede Sorge los. ...ungewöhnlich, zu dieser frühen Stunde noch die Feder in der Hand?
"Bist du noch wach?" "Bitte?" Der junge Mann reagiert überrascht auf seine Frage. Er hatte ihn kaum wahrgenommen. "Aber sicher, die Nacht ist schnell vergangen, und ich muss gleich wieder zum Gerichtshof, um unwichtigen Menschen Unnötiges mitzuteilen.
So empfinde ich das. Ich bin halt anders, und das hier ist nicht meine Welt. Mir bleibt nur die Nacht für meine Gedanken, die ich tagsüber versuche, in Greifbares, Erträumtes, Gigantisches umzusetzen."
Lunos merkt, ein Dichter, kein Richter, aber Denker sitzt hier vor ihm. "Wen suchst du denn?" "Niemanden", antwortet Lunos. " Die Kirchturmuhr schlägt sechs. Charlotte kommt zur Tür herein, wie sich gleich rausstellt. "Guten Morgen, ich habe frisches Brot und saftigem geräucherten Schinken vom Markt mitgebracht", sagt sie. "Oh, wie ich sehe, hast du Besuch. Soll ich für den Gast gleich mitdecken?" "Das wäre nett, Charlotte. Ich denke, er wird die Einladung annehmen."
Das war auch so. Lunos genoss das Frühstück mit dem jungem Goethe. Der sah ihn an und dachte an einen Lebenskünstler namens Werther und er träumte ihn sich herbei. Es gingen ihm Gedanken von Romantik und Tod durch den Kopf. Und die Romantik war gegeben.
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